Best of… April, Mai und ein bißchen Juni

Gewohntermaßen tritt World Wrestling Entertainment nach der Zeit des Kreativitäts-Overflows rund um WrestleMania herum ein wenig auf die Bremse. Man präsentiert die selben Gesichter in den selben Storylines und kocht längst gesehenes noch mindestens zwei PPV’s wieder auf, um erst zum Summerslam wieder zur Höchstform aufzulaufen. Ähnlich war das bei mir und meiner Kolumne – nach WrestleMania hab ich auf die Bremse gedrückt, da ich Euch aber nicht bis zum Summerslam mit alten Best-Of-Ausgaben nerven will, gibt es jetzt diese zeitlich etwas unüblich platzierte Ausgabe, die eben das einfangen soll, was ich in den Vergangenen Wochen versäumt hab zu beleuchten.
Und zu beleuchten, da gibt es eine Menge – Gutes und Schlechtes. Unwetter und Lichtblicke – und alles lest ihr im „Best of:… April, Mai und ein bißchen Juni“.

Beste Storylines und Fehden
1. Batista v. HBK v. Jericho
2. Undertaker v. Edge
3. Kennedy v. Burchill

 

Laut dem Wissen Media Verlag ist ein „Lichtblick“ ein „schönes, tröstliches, aufmunterndes Ereignis in schlechter Gesamtlage“. Überhaupt von etwas wie einem Lichtblick sprechen zu können, setzt also erstmal voraus, dass man sich in einer schlechten Gesamtlage befindet. Genau aus diesem Grund bin ich mir momentan unsicher, ob ich die Dreierfehde zwischen Shawn Michaels, Chris Jericho und Batista tatsächlich als „Lichtblick“ bezeichnen will. Zweifelsohne stellt das Dreigestirn jedoch die wohl best-gebookte Fehde des laufenden Jahres dar. Nicht nur, dass sie drei Main Eventer fernab von World Titles in eine Geschichte bindet – sie lässt alle Protagonisten Glaubwürdigkeit bewahren, bietet durch ihren speziellen Verlauf ungeheure Abwechslung und garantiert in den meisten Kombinationen auch noch herausragendes Wrestling. Alles begann mit dem krönenden Abschluss von Ric Flairs Karriere. Hier gerieten erstmals Batista und der Heartbreak Kid aneinander. Chris Jericho spielte zunächst nur die Rolle des Moderators – aber eben in genau dieser Rolle bekam man ihn ins Spiel, ohne dass er mit dem eigentlichen Aufhänger um Ric Flair irgendetwas zu tun hatte. Y2J wurde zum Special Referee des ersten Aufeinandertreffens und es wirkte anfangs noch so auf mich, als wolle man ihn halt nur irgendwie auf die Card bekommen. Dann die vorgetäuschte Verletzung von HBK und der Schwenk zum Programm mit Chris Jericho. Weiter ließ man das Publikum komplett im Dunkeln, ob und wer denn nun der Heel in dieser Storyline war. Nach dem PPV-Match der zwei Ikonen trat dann auch wieder Batista ins aktive Geschehen der Fehde und übernahm das Zepter von Jericho, um Michaels im Stretcher Match gegenüberzustehen. Derweilen bahnte sich eine überspitze Respektsbekundung von Jericho in Richtung Michaels an. Die Eingriffe bei One Night Stand bereiteten dann schließlich nur noch das Finale beim nächsten Highlight Reel vor. Was hat die Storyline zum jetzigen Zeitpunkt gebracht? Außer großartiger Unterhaltung? Batista steht wieder im Main Event und ist dabei glaubwürdiger Herausforderer. Jericho ist endlich Heel geturnt und wir können uns auf eine intensive Fortsetzung der Fehde zwischen dem als Bösewicht so unantastbaren Y2J und Shawn Michaels freuen. Ja, und dabei ging es die ganze Zeit niemals um einen der großen Gürtel. Würde die Band Madsen einen Song über eine Wrestling-Storyline schreiben, dann wäre diese Dreier-Fehde „Die Perfektion“.

 

Es ist bekannt, offensichtlich und mehr als berechtigt, dass ich Vickie Guerrero zum Kotzen finde. Dennoch muss ich eine Storyline mit ihrer Beteiligung in der Kategorie der besten Storylines nennen – einfach, verdammt, ja, weil sie hier hingehört. Zur Beruhigung aller und meiner Gemüter kann ich aber festhalten, dass sie, bzw. ihr Charakter, nicht wirklich immens zur Klasse der zu nennenden Storyline beigetragen hat. Es geht um die Entwicklungen rund um den WWE World Heavyweight Title nach WrestleMania. Was anfangs wie eine stupide Fortsetzung der WM-Main-Event-Fehde wirkte, entwickelte sich zu einem wahren Schmaus an Kreativität und vor Allem Überraschung. Und auf Überraschung steh ich ja. Zunächst siegte der Taker im Re-Match von WrestleMania und dann auch noch mit dem selben Move wie beim Grandaddy of ‘Em All. Derweilen qualifizierte sich der Great Khali durch eine cleane Niederlage gegen Big Show für einen Titelkampf gegen den Deadman – doch dazu sollte es nie kommen, denn vor dem Kampf, und ja, hier spielte Vickie eine kleine Rolle, erkannte Lady General Manager dem Champ sein Gold ab und verbannte seinen Chokehold. Das hatte gesessen und traf vorerst auf blankes Unverständnis. Man stellte durch die Vakanz des Titels jedoch Edge und den Undertaker wieder auf eine Stufe, was für die Spannung in der Fehde von großer Bedeutung war. Bisher standen schließlich bloß ein Undertaker als World Champion, zwei klare Siege über Edge und das Gerücht zu einem langen Titelrun im Raum. Durch die Aberkennung des Gürtels stärkte man den Faktor Familia und dadurch letztlich auch Edge. Kurz vor One Night Stand schien man das Ganze in einem Atemzug zeitgleich krönen und vernichten zu wollen. Die Krönung war die Stipulation: Tables, Ladders and Chairs! Die Vernichtung Stipulation Nummer 2: Wenn der Taker verliert, muss er seine Karriere beenden. Haha. Und was kam dann? Der Undertaker stürzte durch die Vier-Tisch-Konstruktion, Edge kletterte auf die Leiter, wurde World Champion und der Undertaker war Geschichte. Zumindest laut Storyline. Wo auch immer man damit hin will – ich fand’s unheimlich unterhaltsam.

 

Ja, Du hast recht. Es gibt einen Gott. Nach der Suspendierung William Regals (die keinesfalls auf die Existenz eines Wrestlinggottes hindeutet) war Mr. Kennedy ohne Gegner und ich war tiefst betrübt über diesen Umstand, der ihn von jetzt auf gleich aus seiner so wichtigen ersten Fehde als Face warf. Kaum war die Suspendierung des General Managers bekannt geworden, tauchte in Paul Burchill aber plötzlich ein neuer Gegner für Kennedy auf. Unverhofft, überraschend, ungewohnt passend. Oft spricht man von Traumfehden – doch eine Geschichte zwischen Burchill und Kennedy war so unsagbar unwahrscheinlich, dass sie mir nicht einmal bei einer Frage nach einer solchen Traumfehde in den Sinn gekommen wäre. Zwei junge Ausnahmetalente. Einer, Kennedy, der irgendwie immer am ganz großen Durchbruch vorbeigeschlittert ist und für den der Wegfall des Fehdengegners nach dem Faceturn wie ein Schlag in die Fresse war. Der andere, Burchill, der talentierter ist, als 80% des restlichen Lockerrooms und trotzdem nur bedeutungsschwache Rollen spielen durfte. So wie es scheint, wird man die beiden mit ihrer Fehde nicht bis in den Main Event pushen und auch das erste direkte Match sah jetzt nicht unbedingt danach aus, als würde man Kennedy als Sprungbrett für Paul Burchill nutzen. Aber allein die Ansetzung, die TV-Time für die beiden rechtfertigen jedwede Anstrengungen, die in die Geschichte um sie investiert werden. Doch vor Allem stärkt es meinen Glauben daran, dass der Wrestlinggott seine schützenden Hände in diesem Jahr endlich mal über der Draft Lottery haben wird und unterbewerteten Männern wie Burchill, Venis oder Burke einen großen Push per Rosterwechsel bescheren wird. Nicht gerade realistisch, aber hey, so funktioniert das nun mal mit dem Glauben.

 

Schlechteste Storylines und Fehden
1. Umaga v. Jeff Hardy
2.  Batista v. Edge
3.  Million $ Mania

 

Was waren das noch für Zeiten, als man unzuverlässige Mid-Level-Performer spätestens nach der zweiten Verfehlung feuerte oder wenigstens mit einem gehörigen De-Push bestrafte. Was waren das noch für Zeiten, als man charismatische Monsterheels mit tollen Wrestlingskills als brandgefährliche Zerstörungsmaschinen einsetzte und ihnen unglaubliche Siegesserien gönnte. Ja, was waren das noch für Zeiten, als man Gimmick-Matches bei PPVs durch intensive Storylines und den gleichwertigen Aufbau von Charakteren hypte. Hach ja, die Neunziger… Heute leben wir in einer anderen Zeit. In einer Zeit, in der man Fotos mit dem Telefon macht, in der man Fernsehen mit dem Computer schaut, in der Holland Italien besiegt. Und in einer Zeit, in der Jeff Hardy gegen noch so viele Prinzipien und Regeln verstößt und dennoch nach jeder Suspendierung wieder an der Spitze von RAW steht – in der Umaga in nur zwei Minuten gegen einen aus seiner Suspendierung zurückgekehrten Drogensünder verliert (in Fachkreisen „Squash“ genannt). Ja, und in einer Zeit, in der man diesen Witz von Comeback-Match zum Anlass nimmt, ein Gimmickmatch zwischen dem Samoan Bulldozer und dem jungen Hardy-Bruder bei One Night Stand festzulegen, während tolle Fehden wie die zwischen Estrada und Delaney oder Burchill und Kennedy auf der Card ebenso vollkommen unbeachtet bleiben, wie die 6 Midcard-Gürtel der Liga. Und wozu? Um die Intelligenz der Fans mit einem bescheuert gescreenten Finalbump zu beleidigen.

 

Edge gegen den Undertaker war toll. Batista gegen Y2J und Michaels war eine – ja, eine Offenbarung. Wie so oft bei Spin Offs, kommt dann leider aber nur Grütze heraus. Siehe Friends: Die Serie ein Traum, das Spin Off „Joey“ eine Qual. Die Abfälle der beiden genannten Gold-Fehden ergaben nun also eine World Heavyweight Title Fehde zwischen Edge und Batista. Wer auch immer diese Idee hatte, ist entweder ganz doll auf den Kopf gefallen und hat dabei sein Langzeitgedächtnis verloren oder er ist – plump gesagt – ein Idiot. Batista war in der einmaligen Situation, in der man ihn hätte ohne Weiteres zum absoluten Top-Heel aufbauen können – auch neben Edge oder gar bei RAW als Fehdengegner von Triple H. Das gab’s zwar auch schon, in der angedeuteten Allianz mit Randy Orton könnte man hier aber noch viel mehr raus holen als bei Smackdown, wo The Animal verbrannt ist. Batista funktioniert als Face doch gar nicht mehr und gerade Edge, der immer Gefahr läuft, angefeuert zu werden, braucht gerade deshalb ganz dringend einen sehr starken und sehr glaubwürdigen Face-Gegner. Das hätte CM Punk sein können und auch Matt Hardy wäre dem mittlerweile durchaus gewachsen. Aber nein, man entscheidet sich für Batista und zwar aus dem ganz einfach Grund, dass das die mit Abstand simpelste Variante ist. Das ist doch Käse.

 

Einige Zeit wusste ich nicht wirklich, was ich von Mr. McMahon’s groß angekündigter Million Dollar Mania halten sollte. Jetzt weiß ich es und ich wünschte, das wäre noch nicht so. Knapp 90 Minuten geht eine RAW Show – knapp 20 Minuten bindet die Geldverschenke des Chairmans. Selbst unser Freund von eben, der Idiot, der die Batista-Edge-Konstellation geschrieben hat, könnte da berechnen, dass das weit mehr als 20% der gesamten TV Time war. Ein Fünftel der Show – die in Sachen Wrestling nichts voran gebracht hat, außer dass man Charlie Haas endlich mal wieder in einer TV Show zu sehen bekam. Die Knutschattacke von Mae Young hat dem aber irgendwie doch noch einen bitteren Beigeschmack verliehen. Oh, mein Gott, was hab ich da grade geschrieben. Sorry, Charlie, für das mit dem „bitteren Beigeschmack“  im selben Satz wie „Knutschattacke von Mae Young“. Bäh. Teurer war es für McMahon zudem wahrscheinlich noch nie, 0.1 Ratingpunkte zu verlieren und so bleibt natürlich die Hoffnung, dass man dem Treiben schon bald ein Ende bereiten wird und man die Million Dollar Mania spätestens mit der Draft Lottery endgültig wieder zurück zu den drittklassigen Spartensendern draftet, von denen sie auch kommt.

 

Einen klaren Showpunkt kann ich nur deshalb vergeben, weil sich der Hauptteil der Dreierfehde bei RAW abgespielt hat. Sonst hatten beide Shows ihre Perlen und ihre Schimmelflecken. Abschließend kann man aber wohl zur einleitenden Frage sagen, dass man nicht von Lichtblicken reden kann – denn unterm Strich hat man es schon geschafft, bei allen drei Shows zumindest größtenteils zu unterhalten.

 

Bestes Gimmick
1. „King“ William Regal
2. Armando Estrada
3. Melina

 

Ein bißchen Wehmut kommt schon auf, wenn ich von der Klasse von William Regals Gimmick nach dem Gewinn des King of the Ring Turniers spreche. Denn so geil das auch war – so vorbei ist es nunmehr leider auch. Erstmal war es eine ziemlich immense Überraschung, dass man dem General Manager den Sieg des Turniers zusprach, besonders weil er doch in der Vergangenheit als aktiver Wrestler eher wenig in Erscheinung getreten war. Der Push zum Macht-Tier verhalf nicht nur ihm und seinem Charakter zu einer vollkommen neuen Kategorie, sondern verpasste auch der gesamten Montagsshow eine ganz neue Würze. Es passierte einfach etwas Spannendes, bei dem man bei der Suche nach Auslöser und Ziel gleichermaßen im Dunkeln blieb. Im Mittelpunkt stand mit William Regal darüber hinaus jemand, der diese Schlüsselposition schon lange mal verdient hatte und erstmals in seiner WWE-Karriere tatsächlich kurz vor einem Main Event Run zu stehen schien. Kaum auszudenken, wo wir heute stünden und wie die Cards heute aussehen würden, wenn man Regal gelassen hätte. Es ist natürlich äußert löblich, dass man die Wellness Policy auch in diesen für WWE schmerzhaften Fällen mit solcher Konsequenz durchhält – blöd ist es für mich als Fan aber trotzdem.

 

Als Manager war er eine absolute Innovation. Als General Manager des extremen Brands machte er einen tollen Job inmitten großer Massen von Belanglosigkeit. Und als Wrestler hat man es nun mit Armando „Bring Back the ‚Alejandro‘“ Estrada geschafft, sogar die totgeglaubte Storyline rund um Colin Delaney und dessen Kampf um einen ECW Vertrag am Leben und vor Allem spannend zu halten. Einen besseren Zeitpunkt für einen Wechsel vom GM zum vollwertigen Wrestler hätte man für Estrada wohl kaum finden können – gerade weil mit Teddy Long der bestmögliche Nachfolger bereits in der Warteschleife verweilte. Natürlich kann man bei Estrada nicht gerade von einem Push sprechen. Früher oder später wird er seinen Vertrag aber noch gewinnen und dann muss bei seinem  enormen Unterhaltungstalent einfach etwas mit seinem Charakter passieren. Ich freue mich sehr darauf – wenn sie doch nur endlich das „Alejandro“ in der Mitte seines Namens wieder zurückbringen… Menno.

 

Was ein wenig Druck von einer Konkurrenzliga doch so alles bewirken kann… World Wrestling Entertainment hat es tatsächlich geschafft, eine Storyline mit zwei Frauen zu erzählen, bei der es weder primär um den Women’s Title, noch um T*tten, *rsche oder S*x ging. Sondern um Wrestling. Verdammt, ja. Besonders hervorzuheben an dieser Fehde zwischen Beth Phoenix und Melina ist die Entwicklung des Melina-Charakters. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es WWE auf glaubwürdige Art und Weise schafft, Melina in die Rolle des Face als Bestandteil einer Fehde zu schreiben. Der bekannte Stil wäre doch eher gewesen, dass sie mit nem männlichen Top-Face anbandelt oder sich für den Playboy auszieht. Aber nein, man wählte die Underdog-Schiene und ließ sie sich die Sympathien des Publikums erkämpfen, anstatt dem Publikum zu befehlen, dass sie Melina ab jetzt total dufte finden müssen. Wenn so etwas passiert, weil es wieder eine ernst zu nehmende Konkurrenzliga wie TNAW mit seinen Knockouts gibt, dann… Yeehaw… möge TNA wachsen und gedeihen, was das Zeug hält.

 

Schlechtestes Gimmick
1. Umaga
2. Finlay
3. Deuce & Domino

 

Die stetige Demontage von Umaga löst in mir nur Unverständnis und Entsetzen aus. Lange Zeit war man ja davon ausgegangen, dass Umaga nach einem Trade zu Smackdown nächster Undertaker-Gegner werden sollte, aber nachdem sich das nun wohl auch erledigt haben sollte, bleibt die Befürchtung auf einen Dauerzustand nur noch fester in meinem Kopf. Es gab Zeiten, da hätte man es dem Samoan Bulldozer zugetraut, John Cena den WWE Title abzunehmen, den dieser über ein Jahr lang hielt. Man headlinte PPV’s mit ihm und zwar zu Recht. Heute wird Umaga innerhalb von zwei Minuten von Jeff Hardy gesquasht und muss zu allem Überfluss auch noch mit Snitzky teamen. Das Schlimmste ist: So ganz viele Auswege fallen mir nicht mehr ein. Und wenn das mir schon so geht, wie soll dann erst unserem Kumpel, dem Edge-Batista-Idioten etwas Anständiges einfallen? Aber der ist ja immer noch damit beschäftigt auszurechnen, wie viel Prozent 20 Minuten bei einer Gesamtzeit von 90 Minuten ausmachen.

 

„My name is Finlay. And I looove to… do some stupid dancing with a green dwarf instead of fighting!“. Es ist doch eine Schande, was man aus dem harten Iren gemacht hat. Dieser ganze Faceturn hatte mir schon am Anfang große Angst bereitet. Die Phase, in der Finlay zu Hornswoggles Dudel-Musik auftrat, hat man glücklicher Weise sehr gering gehalten – dafür hat der Little Bastard sonst fast ausschließlich Finlay’s harter-Ire-Gimmick verdrängt. Es ist mehr als Zeit, dass man dem Schauerspiel ein Ende bereitet und Finlay gegen seinen kleinen Begleiter turnt. Von mir aus kann man Hornswoggle dann einem eher farblosen Face, wie bspw. dem Auch-Iren Colin Delaney zur Seite stellen, denn ein solcher könnte vom kleinen Mann profitieren. Finlay hingegen wird nur gebremst, was sich Smackdown bei seiner Midcard eigentlich in keinster Weise erlauben kann.

 

Sie waren einst die Tag Team Champions und beendeten als diese sogar die längste Regentschaft der Neuzeit, als sie Paul London und Brian Kendrick die WWE Tag Team Titles abnahmen. Sie hatten ein innovatives, gut funktionierendes und vor Allem sehr unterhaltsames Gimmick, mit dem es absolut möglich ist, schöne Tag Team Fehden zu erzählen. Heute bekommen die Begleiterinnen von Deuce und Domino mehr Beachtung als sie selber, während die beiden Ex-Champions gegen einen vollkommen kaputtgejobbten Great Khali in einem Handicap-Match verlieren müssen. Gimmick sind dabei nur noch das Outfit und der Einmarsch, der Rest ist absolut austauschbares Jobber-Mittelmaß. Es ist wirklich schade, weil ein charismatisches Team wie es Deuce und Domino sein können, der totgeweihten Tag Team Szene bei Smackdown wirklich wieder Farbe verleihen könnte.

 

Smackdown lebt in Sachen Gimmicks derzeit leider viel zu sehr unter seinen Mitteln. Einzig ECW zeigt mit Long, Estrada & Co. ein bißchen frischen Wind im Mischbrand. Der Punkt muss also zwangsläufig an die Montagsshow gehen.

Wrestler des Monats
1. Edge
2. The Big Show
3. John Cena

Die Präsenz des Rated R Superstar ist wohl in keinster Weise in Frage zu stellen. Nicht nur, dass Edge mit seiner „La Familia“ die eindeutig treibende Kraft bei Smackdown und teilweise auch bei der ECW ist – nebenbei hat er rein storylinetechnisch mal eben die Karriere des Undertaker beendet und ist erneut World Heavyweight Champion geworden. Selten hat ein Mann wohl so von einem Trade profitiert wie Edge bei seinem spontanen Wechsel von RAW zu Smackdown im letzten Jahr und es ist eine Wonne zu beobachten, wie er sich fernab der langwerfenden Schatten von Triple H, Shawn Michaels, John  Cena und den restlichen RAW-Guys an die Spitze der Freitagsshows arbeitete und seinen Status immer und immer wieder rechtfertigt. Ich befürchte zwar, dass ihn die Storyline mit Batista nicht wirklich weiterbringen wird – dem entgegen steht aber die unbedingte Hoffnung, dass man Chavo Guerrero nur benutzt, um Matt Hardy wieder an den Ultimate Opportunist heranzuführen. Mann – was wäre das: Edge gegen Hardy beim Summerslam.

Das Comeback von Big Show begann mit einer Niederlage gegen einen Non-Wrestler vom Gewicht der Grillhähnchen, die Show am Tag vertilgt. Es hat ihm nicht geschadet. Dann kam Khali, ein Riese, der Schiss vor dem kleineren Giganten hatte und ihm endgültig auch nicht wirklich was entgegen zu setzen hatte und dann kam der ECW Title. Big Show steht an der Spitze, wenngleich auch „nur“ an der des C-Brands. Aber auch wenn man dem ECW Title keinen großen Wert mehr zuspricht – wie wertlos kann ein Gürtel denn sein, wenn Größen wie Kane und The Big Show um ihn kämpfen. Diese Entwicklung ist großartig, ebenso wie das ständige Schwanken von Show zwischen Heel und Face. Wie man ihn derzeit einsetzt, das mag ich total und so sehr ich mich über Kane an der Spitze der Extreme gefreut habe – den Extreme Giant könnt ich mir schon mal wieder antun.

Ob man ihn mag oder nicht. Ob man die Paarung Triple H / Cena ausgenudelt findet oder nicht. John Cena hat man über JBL wieder zum Main Event geführt und es ist absolut konsequent, speziell nach Ortons Zwangspause, dass man Mr. Thuganomics jetzt wieder ins Titelrennen eingreifen lässt. Welch enormes Stimmungspotential eine Fehde zwischen ihm und dem King of Kings hat, haben die zwei oft genug bewiesen. Es steht außer Frage, dass ich lieber einen anderen als No.1-Contender gesehen hätte – am erneuten Aufstieg des John Cena komme ich an dieser Stelle aber leider nicht vorbei.  Eigentlich ist es auch so lange okay, wie man ihm den Gürtel nicht gibt und schnell wieder auf einen zurückgekehrten Regal oder Orton schwenkt oder gar die Zeit nutzt, um JBL oder Chris Jericho hervorragend aufzubauen.

Mit dem Undertaker hat Smackdown seinen letzten wirklich großen Star verloren. Außer ihm ziehen maximal noch Batista und Edge – da man die aber in eine Fehde gesteckt hat, bündelt man sämtliche Starpower in dieser einen Geschichte. Hoffentlich gleicht die Lottery dieses Ungleichgewicht aus – soweit bis das passiert, kann ich den Punkt aber nur an RAW geben.

Matches und PPV-Tops
1. Undertaker  v. Edge /ONS
2. Sydal  v. Benjamin /ECW
3. Melina  v. Beth Phoenix /ONS

TLC – alleine das sorgt glücklicher Weise noch immer für ein Spektakel. Es ist eine der letzten Gimmickmatches, bei der man es noch nicht schaffte, sie bis zur Irrelevanz auszulutschen. Der Umstand, das dann auch noch der Undertaker erstmals in dieser Art Match steht, unterstrich die Vorfreude nochmal, die mit der großen Überraschung am Ende vollkommene Rechtfertigung fand. Edge und der Deadman standen bei One Night Stand in einem teilweise sehr konstruierten, aber doch ungemein intensiven und spannenden Match, dass vollkommen zu recht der Main Event der Show war.

Endlich ist Matt Sydal aka Evan Bourne in den Hauptshows bei World Wrestling Entertainment angekommen. ECW scheint mir dabei eine wirklich gute Alternative, da er besonders mit Leuten wie Elijah Burke, Shelton Benjamin oder CM Punk tolle Gegner hat, die seinen Stil absolut unterstützen. In den nur knapp fünf Minuten seines Debutkampfes bewiesen Sydal und Benjamin, dass Wrestling mehr sein kann als das Verschenken von Millionen und dem Wort „Damn!“ und auch wenn solche Kämpfe im Independent-Bereich vermutlich an der Tagesordnung sind, war es für den König des Mainstreams doch wirklich herausragend.

Natürlich gab es in den vergangenen Wochen einige Matches die wesentlich ansehnlicher waren als das I-Quit-Match der beiden Diven bei One Night Stand – mit dieser Platzierung will ich aber einmal mehr ausdrücken, wie toll ich die Entwicklung um die Women’s Division finde. Man hat zwei Wresterinnen gegenübergestellt, die diesem Namen gerecht werden. Darüber hinaus haben sie es geschafft, im Ring eine Geschichte zu erzählen und rechtfertigten seit langem mal wieder, dass es ein Damen- Match auf eine Pay-Per-View-Card geschafft hat

Dieser letzte Showpunkt für heute geht an das Gespann aus ECW und Smackdown, da man es immer noch schafft, sich hier auf oftmals kurze, aber anspruchsvolle Matches zu konzentrieren. Bei RAW geht einfach viel zu viel potentielle Matchzeit dafür drauf, dass man Telefonspielchen veranstaltet oder Jeff Hardy auf irgendeine gigantisch Hohe Barriere klettern lässt.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. WWE Diva’s Championship
2. Die Hochzeit der Familia
3. Cryme Tyme

Entwicklung der Women’s Division bei RAW: gut. Eigene Women’S Division bei Smackdown: okay. Ein eigener Gürtel: What the…?! Als ich die Ankündigung zur Einführung des Diva-Titles aufnahm, konnte ich zunächst meinen Sinnen nicht trauen, doch tatsächlich wird es bei WWE bald zwei Gürtel für die Damen geben. Da ist wohl die Euphorie zur ersten ansehnlichen Frauenstoryline seit – wie lange ist Trish Stratus schon weg? - mit jemandem durchgegangen…

Kennt irgendjemand einen Wrestlingangle, der in einer Hochzeit mündete und nicht in totalem Elend endete? Edge und Vickie Guerrero laufen in wenigen Wochen Gefahr, diesem Elend auf ein neues Level zu verhelfen. So genial Edge auch ist, sogar dieses Familia-Stable mit Chavo & Co. gefällt mir immer besser – aber Vickie Guerrero, Mann, das geht doch nicht.

Anfangs war das ja schon ganz cool, dass Cryme Tyme wieder zurück waren. Unmittelbar nach dem Comeback bestritten sie sogar Matches – so richtig mit Gong, Tritten, Schlägen und einem Referee. Heute sind sie wieder dieselbe Comedynummer, die schon beim ersten Run nach drei bis vier Wochen genervt hat. Es schreit nach Draft zu Smackdown und einer richtig schönen anständigen Wrestlingfehde gegen The Miz und John Morrison.

Unterm Strich

Die Zeit nach WrestleMania ist immer schwierig. Bei RAW half man sich durch die Erweiterung und anschließende Trennung des Contenderkreises, bei Smackdown schaffte man es, die Main Event Storyline gekonnt und überaus interessant weiterzuführen. Selten gefielen mir die Main Events nach der größten Show im Wrestling besser als in diesem Jahr.

Der April, Mai und ein bißchen vom Juni  gehen nach Showpunkten 3:1 an RAW.

Vor uns liegt die Night of the Champions, auf die ich mich besonders freue, weil auch diejenigen Titel, die es so oft nicht mehr auf die Cards der großen Shows schaffen, endlich mal ins Rampenlicht stehen. Die Main Events wissen dabei weniger zu überzeugen – solange aber immer noch Männer wie Shawn Michaels und Chris Jericho oder Paul Burchill und Ken Kennedy gegeneinander fehden, werde ich mich beschweren. Zumindest bis zum nächsten Best of.

Habt bis dahin wie immer eine gute Zeit.

Ben